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In acht Tagen (fast) elektrisch zum Führerschein

2025 wird Norwegen als erstes Land der Welt verbrennungsmotorisch angetriebene Fahrzeuge verbieten, Länder wie China oder Indien ziehen in absehbarer Zeit nach. Deshalb glaube ich an das Elektroauto, Verbrenner sind eine vorübergehende Erscheinung. Für mich war darum klar, dass ich meinen Führerschein auf einem Elektroauto machen muss. In meinem Landkreis gibt es keine Fahrschule, die (bis auf Prüfungsfahrt und einige Übungsstunden mit einem Verbrenner) eine Fahrausbildung mit einem Elektroauto anbietet.

 

Von anderen Elektrofahrern wurde ich an Volker Bläsius mit seiner Fahrschule V3. in Offenburg verwiesen, der als erster und bislang einziger ein Tesla Model S als Fahrschulauto hat. Normalerweise zieht sich eine Führerscheinausbildung über Wochen hin – damit wäre eine Ausbildung in Offenburg für mich unmöglich. Genau deswegen bietet Volker die Fahrausbildung mit dem Tesla Model S als Intensivkurs von nur acht Tagen an, so konnte ich in den Ferien nach Offenburg fahren und schnell und umweltschonend meinen Führerschein machen:

 

Am Montag, den 01.08.2016 startete meine Ausbildung: Eine Woche lang täglich morgens und abends Theorieunterricht, dazwischen Fahrstunden auf dem Model S und Schalt- und Fahrübungen mit einem Simulator. Bis zum Freitag hatte ich damit einen beträchtlichen Teil der Ausbildung hinter mir: Ich hatte alle erforderlichen Theorielektionen besucht, mein Fahrstil war annehmbar (wenn auch stellenweise noch etwas holprig) und einen Großteil der erforderlichen Sonderfahrstunden (z.B. Autobahn) hatte ich auch schon.

 

Am Samstag wechselten wir unser Fahrschulauto – statt dem Model S fuhren wir nun einen VW Golf GTI (immerhin kein Skandal-Diesel sondern Benziner – die Umstellung von Diesel- auf Benzinfahrzeuge war eine Sofortmaßnahme der V3. Fahrschule nach dem VW Abgasskandal). Nachdem ich zunächst mehr „gehoppelt“ als gefahren bin, war das Schalten am Ende des Tages nicht perfekt – aber annehmbar.

 

Sonntags habe ich fleißig Theorie gebüffelt (Kritik an das verantwortliche Ministerium siehe unten), was sich mit der bestandenen Prüfung am Montag ausgezahlt hat.

 

Am Dienstag, den 09.08. war dann der große Tag der praktischen Prüfung gekommen, auf den Volker und ich die letzte Woche hingearbeitet hatten. Um 12:07 Uhr sagte der Prüfer zu mir: „Prüfung bestanden“.

 

Es war eine anstrengende Woche – für mich, weil ich in einer Woche vom Beifahrer zum prüfungsreifen Fahrzeugführer wurde – und für Volker, weil er mir in einer Woche vom richtigen Ein- und Ausfädeln bis zum ruckelfreien Schalten alles beibringen musste, was normalerweise Wochen oder Monate dauert. Deshalb an dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an Volker, dass er diesen Stress auf sich genommen hat!

 

Da ich am begleiteten Fahren mit 17 (BF17) teilnehme, habe ich nun ein ganzes Jahr Zeit, das Gelernte zu vertiefen und anzuwenden.

 

Noch etwas zur V3. Fahrschule: Ich bin ursprünglich wegen der ZE-Ausbildung nach Offenburg gekommen und habe noch ein völlig neues Konzept Fahrschule dazubekommen: Bei V3. wird der Theorieunterricht so angenehm wie möglich gemacht: Es gibt Süßigkeiten, Kaffee, kalte Getränke und Ledersessel. In der Mittagspause kann man mit dem Segway durch Offenburg fahren, alle zwei Wochen gibt es während des Theorieunterrichts Pizza. Kein Vergleich zu dem, was ich mir unter einer Fahrschule vorgestellt habe!

   

 

Nun möchte ich wie oben angekündigt das für die Theoriefragen zuständige Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur kritisieren: Als ich auf die Theorieprüfung gelernt habe kamen Fragen wie: „Was machen Sie, wenn Ihr Dieselmotor qualmt?“ oder „Woran kann es liegen, wenn der Dieselmotor Ihres Fahrzeuges trotz vollem Tank stehen bleibt?“ Wie immer gab es drei Antworten zur Auswahl, nur die inhaltlich korrekte („Kein Mensch braucht Dieselmotoren, sie sind laut, stinken, schaden Natur und Mensch, was soll die blöde Frage?“) stand nicht zur Auswahl.

 

Der Theoriestoff muss an die Realität angepasst werden. Es kann nicht sein, dass die einzige Frage zum Thema Elektroautos ein Hinweisschild auf Elektrotankstellen behandelt. Abgesehen davon, dass dieses Schild nirgends in freier Wildbahn zu sehen ist, gibt es deutlich wichtigere Themen, die in der Theorieprüfung abgefragt werden sollten (z.B.: „Was ist Rekuperation?“, „Wie kann ich meine Reichweite vergrößern?“, „Warum ist es sinnvoll, Strom aus erneuerbaren Energien zu tanken?“, …)

 

Da die Bundesregierung die Elektromobilität fördern will, bieten sich die Fahrschulen an, um die kommende Generation Autofahrer für Elektroautos zu begeistern. Zunächst muss der Automatikeintrag wegfallen – in absehbarer Zeit wird es schließlich keine Schaltfahrzeuge mehr geben, dann ist ein Automatikeintrag sowieso obsolet. Bis dahin bietet sich als Übergangslösung verpflichtende Sonderfahrstunden auf einem Schaltfahrzeug an, um den Automatikeintrag zu umgehen –  so wie es bis 1986 der Fall war. Es geht auch ganz ohne Umweltverschmutzung: Auf einem Simulator kann man schalten lernen, ohne einen Schaltwagen zu fahren.

 

Das Elektroauto kommt nicht, es ist schon da – also sollte man Fahrschüler darauf vorbereiten!

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